Der Deal mit der Angst
Nehmen wir mal an, Sie wollen also diesmal dabeibleiben und die Angst ernst nehmen. Was können Sie noch tun? Sie können sozusagen von dieser Beobachterposition beruhigend auf die Angst einreden und den aufgeregten Elefanten besänftigen. Sehen Sie sich dabei als Team: „Schau, ich habe ja gar nichts Schlimmes vor. Lass mich mal kurz vorbei, ich bin auch gleich zurück. Ich will nur mal gucken.“ Und wenn das noch nicht reicht, dann argumentieren Sie vielleicht: „Von hier oben in meiner Beobachterposition kann ich sehen, dass es sonst bald schwierig wird, wenn wir nichts tun. Vielleicht werden wir krank oder wir stehen ohne Alternative da, wenn unser Geschäftszweig outgesourced wird. Wir sollten da auf Nummer sicher gehen.“ Der Elefant mag Sicherheit, denn er will Sie und das Gesamtsystem beschützen. Also geben Sie ihm innere Sicherheit.
Stellen Sie sich vor, um Ihre Komfortzone herum liegt der See der Veränderung. Malen Sie dem Elefanten aus, wie Sie nur mal kurz Ihren Zeh in den See der Veränderung strecken, um die Temperatur zu prüfen, vielleicht ist es ja gar nicht so kalt oder heiß wie gedacht? Sie tun nur mal so, also ob Sie sich der Frage, wo Sie beruflich hinwollen, vorübergehend zuwenden. Vielleicht entdecken Sie da im Spiegelbild dieses Sees die ein oder andere berufliche Idee, aber niemand hat gesagt, dass Sie sie umsetzen müssen – und wenn, dann schon gar nicht sofort. Außer, Sie haben wirklich Lust darauf und können gar nicht mehr anders. Aber dann steht Ihnen Ihr innerer Elefant auch nicht mehr im Weg, dann kann er es gar nicht erwarten, loszurennen und im See zu baden, aber dazu später mehr.
Angst ist ein Scheinriese
Wussten Sie, dass Angst ein Scheinriese ist? Ich habe bei Jim Knopf und Lukas dem Lokomotivführer in meiner Kindheit gelernt, was ein Scheinriese ist: Wenn man auf ihn zugeht, wird er immer kleiner. Also gerade anders herum, als in unserer Alltagswahrnehmung, in der die Dinge immer größer werden, wenn wir auf sie zugehen. In dem Moment, in dem Sie durch die Angst hindurchgehen, ist sie weg. Denken Sie einmal an eine Situation in Ihrem Leben zurück, wo Sie sich einen Ruck gegeben haben und trotz und mit Angst etwas getan oder jemanden angesprochen haben: In dem Moment der Handlung ist die Angst noch da und ist es getan, ist sie weg, da gibt es höchstens noch ein kleines aufgeregtes Nachzittern, das aber eher freudig ist als negativ.
Ich glaube nicht, dass wir unserer Angst mit dem Mantra: „Ich lasse dich los“ beikommen. Unsere Angst und wir sind ein Team. Unsere Angst ist die Kehrseite unseres Mutes.
Angst beginnt im Kopf. Mut ebenso.
Ich denke, das sollten wir ausprobieren und Angst als Wegweiser nehmen, der uns zeigt, wann es wirklich für uns um etwas geht. Die Angst ist dann aber nicht weg, sondern sie bleibt bei uns und wir machen uns trotz und mir ihr auf den Weg. Aber da sind wir wieder bei unserem Elefanten, das geht nicht im Hauruck-Verfahren.