Wenn Sie gebeten werden, bei der Bewältigung eines Konfliktes zu helfen, sollten Sie folgende Denkfehler vermeiden:
Denkfehler 1: Konflikte sind schlecht
In China setzt sich der Begriff Konflikt aus dem Zeichen für mögliche positive Veränderung und dem Zeichen für mögliche Gefahr zusammen. Dementsprechend können Phänomene sowohl als
fortschrittshemmende Störungen als auch als unabdingbarer Motor und Stimulus sozialen Wandels gesehen werden. Ich finde diese chinesische „Doppeldeutigkeit“ deshalb erwähnenswert, weil sie einen wichtigen Kern trifft: Jede Krise beinhaltet Chancen, wenige oder viele, das ist ganz unterschiedlich – nie aber keine! Dies sollte man als KonfliktmoderatorIn verinnerlicht haben. Am leichtesten gelingt einem dies, wenn man das selbst schon durchlebt und erfahren hat, wenn man selbst die eine oder andere „Konfliktschramme“ abgekriegt hat. Dennoch ist auch die Überzeugung wichtig, dass Konflikte nicht immer in Harmonie münden können oder müssen. Konfliktbearbeitung ist nicht das Streben danach, den Zustand wieder herzustellen, der früher einmal war. Vielmehr geht es darum, den Beteiligten und Betroffenen in einem ersten Schritt zu helfen, anzuerkennen, was ist. In einem zweiten Schritt kann dann ein Verstehen entstehen, wie es dazu kam, dass es nun einmal ist, wie es nun einmal ist. Auf dieser Basis kann dann eine Er‐Lösung entstehen; eine Garantie gibt es dafür freilich nicht.